Jede Zeit ist besonders, aber auf das Corona-Jahr 2020 werden wir noch lange zurückschauen.
Hat uns das Jahr als Gesellschaft verändert?
Sieht man mir das an? Sieht man uns das an?
Ich schaue genau hin. Für meine Serie „Zeitzeuge 2020/2021“, bei der ich überlebensgroße, hyperrealistische Portraits von Menschen in meiner nahen und fernen Umgebung anfertige.
Das Portrait wird durch ein Kurz-Interview über einen Sprachmessenger ergänzt. Die Interviews werden in einen zeitlichen Rahmen gesetzt, denn die Bestimmungen, Meinungen und Statements verändern sich in der Corona-Phase manchmal täglich. Nicht umsonst heißt der aktuelle Stern-Titel „Ich komme nicht mehr mit“.
Meine Portraits sind eine aktuelle Aufnahme der ZEITZEUGEN der Corona-Pandemie.
Interviewfragen
Hallo …, ich habe dich für mein Projekt „ZEITZEUGE“ ausgesucht und gemalt.
- Kannst Du uns etwas mit in deine Welt nehmen, mir und anderen Menschen einen Einblick in deine Corona-Zeit geben? Stell dir vor, wir treffen uns zum ersten Mal. Ich frage dich wer du bist und was du so machst?
- Wo lebst du, was ist deine Arbeit und was magst du besonders?
- Ich habe dich mit einer Maske und im Jahr 2020/21 gemalt. Gerne möchte ich von dir wissen, wie du aktuell die sehr herausfordernde Zeit erlebst.
- Was hat sich für dich verändert durch Corona? Was waren und sind deine Herausforderungen in der Corona-Zeit? Was hast du durch Corona gelernt?
- Wofür bist du im Moment dankbar?
- Was gibt dir Hoffnung?
Timeline
Hallo, ich bin Alex aus Hanau.
Ich bin Intensivpfleger auf der Coronastation und Travastie-Künstler. In meinen Kurzinterview erzähle ich dir, wie ich die Coronazeit erlebe.
Hallo, ich bin Mia aus Bad Soden-Salmünster.
Ich bin Schülerin und Teenager und erzähle dir in meinem Kurzinterview, wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Hallo, ich bin Pater Robert aus Burgjoß.
Ich bin Mitglied des Franziskanerordens und mitarbeitender Priester im Jossgrund. In meinem Kurzinterview erzähle ich dir, wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Hallo, ich bin Bert aus Frankfurt.
Ich bin Unternehmer/Coach/Experte im Bereich Handel, Neuromerchandising und Gehirnforschung.
In meinem Kurzinterview erzähle ich dir, wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Hallo, ich bin Laila aus Palästina.
Ich bin alleinerziehende Mutter und Tagesmutter und erzähle dir in meinem Kurzinterview wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Hallo, ich bin Selma aus Bad Soden-Salmünster.
Ich bin 4 Monate alt und erzähle dir in meinem Kurzinterview wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Hallo, ich bin Diana aus Bad Soden-Salmünster.
Ich bin Berufsmusikerin und Instrumentallehrerin und erzähle dir in meinem Kurzinterview wie ich die Corona-Zeit erlebe.
Portrait in Arbeit (Aktueller Stand) inspiriert von Laura Schumacher (http://www.mitlichtundliebe.de/).
Gedanken
DU BIST EIN ZEITZEUGE – WAS WILLST DU DEINEN ENKELKINDERN ÜBER DIESE ZEIT ERZÄHLEN?
Gespannt höre ich meiner 94-jährigen Oma Liesel heute noch bei den Geschichten aus dem 2. Weltkrieg zu. Auch wenn sie sonst nicht mehr bei bester Gesundheit ist, wird sie nicht müde diese Geschichten immer wieder zu erzählen. Es war eine so prägende Zeit für sie als Mädchen und für unsere Gesellschaft. Oft frage ich mich im Moment, ob wir später auch der jungen Generation aus dieser Zeit erzählen werden und sie gespannt den „Zeitzeugen der Corona-Krise“ lauschen werden.
Im Laufe des Stipendiums habe ich viele Stimmen, viele Eindrücke gehört. Und jeder hat seine ganz eigene Wahrheit. Und diese Wahrheit wechselt sich oft ganz schnell im Laufe der Pandemie. Es war teilweise erschreckend für mich, wie aktuell ein Interview aus dem Winter 2020 im Winter 2021 (wieder) noch ist.
Für mich war es eine sehr herausfordernde Zeit. Meine Tochter Selma wurde am 15. August 2021 geboren. Eine Schwangerschaft und Geburt in der Pandemie war für mich mit noch mehr Ungewissheit verbunden, als in normalen Zeiten. Wir hatten das Glück, dass im Sommer 2021 die Welt fast wieder normal war. Kurzzeitig.
Oft hatte ich im Herbst 2021 den Gedanken, in welche Welt ich meine kleine Tochter hier geboren habe. Die Gesellschaft ist dabei sich zu spalten. Doch was, wenn die zwei Seiten mehr gemeinsam haben, als sie voneinander trennt?
Angst. Wir haben Angst vor derselben Sache, nur aus einer anderen Perspektive. Sie durchdringt momentan jeden Bereich der Gesellschaft. Es ist nicht mehr nur die typische „German Angst“, es ist eine existenzielle Angst über den ganzen Globus etwas zu verlieren – zum Beispiel die Gesundheit, die Freiheit oder die Existenzgrundlage. Es ist eine Angst, die uns erstarren lässt, nicht mehr klar denken lässt und in den Überlebensmodus zurücksetzt. Doch Angst war noch nie ein guter Berater. Wir Menschen haben ebenso die Fähigkeit, aus Vertrauen heraus zu handeln.
Für mich hängen die Corona-Pandemie, die Klimakrise und das Artensterben eng zusammen. Corona ist der Preis, den wir für den Wildtierhandel, die gnadenlose Vernichtung von Lebensräumen und die Globalisierung zahlen. Wir können diese 3 Krisen nur gemeinsam verstehen und lösen. Doch sie stellen unseren Zusammenhalt vor große Herausforderungen. Wir brauchen jetzt einen gesellschaftlichen Wandel. Unsere Gesellschaft ist die Verbindung von uns allen. Wir können nur bei uns selbst beginnen.
ICH FRAGE MICH, WELCHE GESCHICHTEN WIR UNSEREN ENKELN ERZÄHLEN WERDEN.
UND ICH FRAGE DICH:
- Trägst du gerade zur Angst und Spaltung bei?
- Was kannst du tun, um Vertrauen und positiv ausgerichteter Handlung zu vermehren?
- Willst du ein Zeitzeuge der Angst oder der Verbindung sein?
Brückenstipendium: Gefördert im Rahmen des Kulturförderprogramms II „Perspektiven öffnen, Vielfalt sichern“
Bildnachweise:
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Tür: Photo by Jan Canty on Unsplash
Landkarte: Photo by Martin Sanchez on Unsplash
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Wand Hintergrund: Texture photo created by rawpixel.com – www.freepik.com